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Herzlichst!
Gitta Landgraf
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"REDUKTIONEN" von Tim Hausmann
Herzlichst! Gitta Landgraf
Hier der ganze Text
Weise Frau bin einst ich gewesen,
ritt nie durch die Nacht auf magischem Besen.
Habe auch nicht mit dem Teufel gelacht,
unflätig Sprüchlein niemals gemacht.
Hab gewartet, gebetet, oftmals gesungen
bei vielen Geburten - mit Frauen gerungen,
dank Weisheit und Wissen gemildert den Schmerz,
der zerrissen die Leiber und manchmal das Herz.
Hab geholfen, getröstet nur manchmal versprochen,
dass Liebster- wenn an duftendem Kraut er gerochen -
in Treue auf ewig geneigt wird ihr sein,
und keiner der beiden jemals allein.
Oft ist geschehen, was ich habe gesagt,
wenn nach der Zukunft hat man gefragt.
Merkwürdig war es, dass ich habe gewusst,
was Menschen geschehen wird, die stets ganz bewusst,
standen weinend und jammernd in meinem Haus,
die in wachsender Panik ich trieb dann hinaus,
denn ich hatte gesehen - voll nagender Pein,
dass verloren schon bald - ihr zukünftig Sein.
Hätt besser geschwiegen, mein Wissen behalten,
denn fürchterlich Rache ließen manche dann walten.
Frech verleumdend ließen sie tönend verlauten,
dass der Teufel im Bund sei! Und sie doch einst trauten
weiser Frau, die so gut schien, so fromm und so klug.
Doch die Buhle des Satans sei voll List und Betrug!
Eine Hexe ist sie, kann gar nichts anderes sein!
Ihre Blumen im Garten sind groß - unsere klein.
Seht! Die unseren hat Sonne gar grässlich verdorrt!
Verflucht gar ein Zauber diesen heimatlich Ort?
Hat die Hexe voll Bosheit uns wohl auferlegt,
weil das Glück fremder Menschen sie niemals erträgt!
Hat gerufen sogleich - mit wildem Geschrei -
der Teufel wohl einen. Vielleicht sogar drei!
Habt gesehen ihr Leute, wie fett ist ihr Schwein?
Habt gekostet ihr gar von dem köstlichen Wein,
den gegeben sie allen, die baten bei ihr?
Schien sie der Menschheit nicht wirklich zur Zier?
Lug und Trug war es, sag ich heute ganz laut.
Aber i c h habe i h r ja niemals getraut!
An den Pranger mit ihr! Oder gleich in das Feuer!
Ist viel besser für uns! Satansbrut! Ungeheuer!
Und dann schrieen sie und schlugen mir wild ins Gesicht.
Und nicht einer der sagte, ich glaube an dich.
Und sie zogen und zerrten mich gleich vor Gericht,
das schon schuldig mich fand, als es sah mein Gesicht.
Viel zu schön war gewesen mein lockiges Haar.
Und man schnitt es mir ab, mit dem Messer sogar.
Und man forschte und fand n i c h t die Male des Teufels.
Dass ich schuldig d o c h sei, daran gab es nie Zweifel.
Auf die Streckbank mit Ihr! rief der Richter mir zu.
Gestehe das Bündnis, dann hast du gleich Ruh.
Doch noch war ich tapfer und voll gutem Mut,
dass Gerechtigkeit siege, war nicht auf der Hut!
Als gebrochen mir ward Hand und Finger zugleich,
hab gesehnt ich mich dann nach dem göttlichen Reich.
Als gequetscht man die Zehen und gezogen den Nagel,
hab aus ganz tiefem Herz gewünscht ich, dass Hagel
zerstöre, vernichte ihr Leben! Hab und Gut!
Aber Gott dort im Himmel hörte nicht meine Wut.
Die feurigen Eisen haben schmerzlich gebrannt.
Und dann war ich so weit - ich verlor den Verstand.
Hab geflucht und geschrieen, dass ich alle sie hasse!
Verwünschte die Sippschaft! Unmenschliche Rasse!
Vor den Richter hat man mich wieder geschleppt,
notdürftig nur waren Blößen bedeckt.
Keine Gnade ließ man dort für Hexe dann walten,
konnte nicht länger auf Beinen mich halten.
Starrend vor Dreck und bedeckt voll der Schwären
sank ich zu Boden. Man ließ mich gewähren.
Zeuge um Zeuge verleumdete mich.
Und nicht einer, der sagte, ich glaube an dich.
Die Feigheit der Menschen hat geraubt mir die Stärke.
Ich gestand meine Untat, satanische Werke.
Der Henker hat Schlinge um den Hals dann gelegt
und fester und fester am Knoten gedreht.
Mein Auge - es brach. Es wankte das Knie.
Die Menge - sie johlte, jubelte, schrie!
Mein Ende war grässlich. Fürchterlich. Hart.
Doch lebend - blieb mir das Feuer erspart.
Hab an das Gute im Menschen geglaubt
und einzig dadurch meine Zukunft verbaut.
Hab Menschen und Tieren nur Gutes getan
und wurde doch Opfer von grässlichem Wahn,
denn als dann das Feuer gelodert um mich,
hat nicht einer geflüstert, ich glaube an dich.
Weise Frau bin einst ich gewesen,
ritt nie durch die Nacht auf magischem Besen…
©Gitta Landgraf-Hausmann, 2004-11-16
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